Die Gewinner des 22. Internationalen Filmfestivals SCHLINGEL
+++ Besucherrekord: Chemnitzer Filmfestival lockte etwa 24.000 Zuschauer ins Kino
+++ Hauptpreise gehen nach Spanien, Frankreich und Großbritannien
Mit der feierlichen Preisverleihung am Samstagabend erlebte das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum SCHLINGEL seinen Höhepunkt. Elf Jurys hatten eine Woche lang die Qual der Wahl, ihre Favoriten zu bestimmen. Insgesamt wurden 19 Preise im Wert von 64.000 Euro vergeben. Zu sehen waren 159 Produktionen aus 51 Ländern.
Kinderfilmwettbewerb
Europäischer Kinderfilmpreis der sächsischen Kunstministerin (12.500 EUR), ausgelobt vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst:
ZIP & ZAP UND DIE KAPITÄNSINSEL | Spanien 2016 | Regie: Oskar Santos
Europäische Kinderjury: 18 Kinder neun verschiedener Nationen
Begründung: Der diesjährige Preis geht an einen Film, der uns von Beginn an magisch anzog und verzauberte. Gemeinsam tauchten wir ein in eine andere Welt, die voller außergewöhnlicher Abenteuer steckte und uns mit unerwarteten Wendungen immer wieder überraschte. Gleichzeitig vermittelte der Film, wie wichtig Freundschaften und Familie sind.
Lobende Erwähnung: Kleiner Schlingel Spirou
Kinderfilmwettbewerb / Juniorfilmwettbewerb
Hauptpreis der Sächsischen Landesmedienanstalt SLM (10.000 Euro):
EINFACH CHARLIE | Großbritannien 2016 | Regie: Rebekah Fortune
Fachjury Spielfilm International: Beate Biermann, MDR; Egmont Elschner, Dozent; Cosima Stracke-Nawka, SLM; Stefan Pfäffle, KiKA; Felix Vanginderhuysen, Genralsekretär ECFA
Begründung: Dieser Film überzeugt mit einer emotional bewegenden Geschichte, die es schafft realistisch darzustellen, wie es sich anfühlt, wenn man als 13-jähriger Junge erkennen muss, bisher im falschen Körper gelebt zu haben und der es schafft, zu seinem neuen, alten „Ich“ zu stehen, auch wenn seine Familie und seine Freunde zunächst kein Verständnis dafür aufbringen können. Großartig, wie der Darsteller des Charlie, Harry Gilby, den Zuschauer Schritt für Schritt in sein neues Leben mitnimmt und seinen Wunsch, endlich als Mädchen leben zu können, nachvollziehbar macht. Tragik und Komik sind eng beieinander und lassen den Zuschauer ein emotionales Wechselbad der Gefühle erleben. Eine starke Geschichte, großes Kino, hervorragende Darsteller, ein Film, dem wir eine große Kinokarriere wünschen!
Lobende Erwähnung: Hotel the Big L
Preis der Stadt Chemnitz (5.000 Euro):
KLEINER SCHLINGEL SPIROU | Frankreich 2017 | Regie: Nicolas Bary
Fachjury Spielfilm International: Beate Biermann, MDR; Egmont Elschner, Dozent; Cosima Stracke-Nawka, SLM; Stefan Pfäffle, KiKA; Felix Vanginderhuysen, Genralsekretär ECFA
Begründung: Was für eine fantastische Geschichte! Der Regisseur des Films zeigt auf fabelhafte Art und Weise einige Wochen im Leben eines 12-jährigen Jungen. Seine Zukunft scheint vorherbe-stimmt zu sein, doch dank seiner Freunde und eines großartigen Großvaters kann er diese beeinflussen. Auch die ausgezeichneten Schauspieler machen die Story zu einem tollen Film für die ganze Familie.
Sonderpreis des MDR (6.000 Euro):
HERZ ÜBER KOPF – DIE MELODIE IHRES LEBENS | Frankreich 2016 | Regie: Michel Boujenah
Fachjury Spielfilm International: Beate Biermann, MDR; Egmont Elschner, Dozent; Cosima
Stracke-Nawka, SLM; Stefan Pfäffle, KiKA; Felix Vanginderhuysen, Genralsekretär ECFA
Begründung: Ein Film mit großer Seele, Humor und vielen kleinen Geheimnissen. Volltreffer für die Feinfühligkeit und Umsetzung der Buchvorlage. Hinreißende Darsteller, die mit unglaublicher Freude am Spiel agieren. Die Dialoge besitzen zudem unglaublich viel Esprit. Es sind die wunderbaren Momente, die uns zeigen, woher Kinder die Kraft, Energie und Fantasie nehmen, niemals aufgeben, ihre Träume zu erfüllen. Der Film ist ein Plädoyer an die erste zarte Liebe und die Magie der Musik.
Preis für den besten Kinderdarsteller (DIAMANT – ein Fahrrad der Diamant Fahrradwerke Hartmannsdorf):
JULIAN RAS (Hotel the Big L) | Niederlande, Deutschland 2017 | Regie: Ineke Houtman
Fachjury Spielfilm International: Beate Biermann, MDR; Egmont Elschner, Dozent; Cosima
Stracke-Nawka, SLM; Stefan Pfäffle, KiKA; Felix Vanginderhuysen, Genralsekretär ECFA
Filmpreis der Juniorjury (undotiert):
EINFACH CHARLIE | Großbritannien 2016 | Regie: Rebekah Fortune
Juniorjury: Schüler der Sportoberschule Chemnitz
Begründung: Dieser Film zeigt, wie schwierig und wichtig persönliche Veränderungen sein können und wie die Reaktion unserer Mitmenschen uns dabei beeinflusst. Wir haben diesen Film gewählt, weil er dazu beitragen kann, den Menschen die Augen zu öffnen und für Toleranz zu werben.
Lobende Erwähnung: Die blaue Tür
Jugendfilmwettbewerb
Filmpreis der Jugendjury (1.000 Euro):
EIN MEER AUS SALZ UND BLÜTEN | Südkorea 2016 | Regie: Chang
Begründung: Ein tief berührender Film, der durch die exzellent eingefangene Atmosphäre und die bewusst eingesetzten künstlerischen Mittel den Zuschauer zutiefst erwärmt. Musik, Detailverliebtheit und tiefgreifende Handlungsstränge fesseln das Publikum an die Leinwand in diesem rundum gelungenen Meisterwerk. Geschickt beschreibt der Film die unterschiedlichen Lebensweisen und -vorstellungen zwischen Jung und Alt und erklärt, wie wichtig Ehrlichkeit, doch auch Verständnis für das eigene Gewissen sind. Zudem verdeutlicht er, welch hohen Stellenwert der Zusammenhalt und das Vertrauen innerhalb der eigenen Familie haben. Der Film zeichnet sich vor allem durch seine außergewöhnliche, in sich geschlossene Handlung sowie seine fabelhaften Bilder aus.
Lobende Erwähnung: Scaffolding
Blickpunkt Deutschland
Förderpreis der DEFA-Stiftung (4.000 Euro):
AXOLOTL OVERKILL | Deutschland 2017 | Regie: Helene Hegemann
Fachjury Spielfilm National: Marc Guschal, Goethe-Institut München, Sunčica Šido, Goethe-Institut Belgrad, Sabine Söhner, DEFA-Stiftung, Dr. Schyryngul Suchai, Goethe-Institut Almaty
Begründung: Ein Drama, das verstört, polarisiert und dadurch nicht nur Wohlwollen beim Zuschauer auslöst. Dasselbe gilt für die Hauptdarstellerin, die rebellisch, kompromisslos, enthemmt und zügellos daherkommt. Andererseits ist sie sensibel, unsicher und verletzlich. Ein Mädchen, gefangen im Strudel von Partys, Drogen und Sex, der obsessiven Affäre zu einer älteren Frau sowie komplizierter familiärer Konstellationen. Dargestellt wird dieses Mädchen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden von der alle Facetten eines unangepassten Spiels beherrschenden Jasna Fritzi Bauer. Unbedingt hervorzuheben bei diesem Film ist auch der begeisternde und stimmige Soundtrack.
Jugend- und Kinderfilmpreis des Goethe-Instituts: Der Preis beinhaltet den Erwerb der nicht-kommerziellen Lizenzen des Films und die Untertitelung in mindestens fünf Sprachen.
TIMM THALER ODER DAS VERKAUFTE LACHEN | DE 2016 | Regie: Andreas Dresen
Fachjury Spielfilm National: Marc Guschal, Goethe-Institut München, Sunčica Šido, Goethe-Institut Belgrad, Sabine Söhner, DEFA-Stiftung, Dr. Schyryngul Suchai, Goethe-Institut Almaty
Begründung: Eigentlich ein Märchen, und doch fast wie im wahren Leben: Der Gewinnerfilm unterstreicht, dass Erfolg und Reichtum allein nicht glücklich machen. Menschen – und ganz besonders Kinder – brauchen Freundschaft, Familie und Freude am Leben. Der Film zeigt, wie Kinder mit schwierigen Situationen im Alltag umgehen und ihre Eltern sie dabei unterstützen können. Das vermittelt er mit Humor, Einfallsreichtum und Augenzwinkern. Er setzt sich sehr hohe Ziele, bietet seinem Publikum aber auch eine Welt voller Magie und Fantasie, von der Straße bis in den Kinosaal.
Animationsfilmwettbewerb
Animationsfilmpreis (1.000 Euro), ausgelobt vom Deutschen Institut für Animationsfilm DIAF:
DER SCHLAUE URFIN UND SEINE HOLZSOLDATEN | Russland 2017 | Regie: Fjdor Dmitriew, Darina Schmidt, Wladimir Toroptschin
Fachjury Kurz- und Animationsfilm: Susann Arnold, Illustratorin, Trickfilmerin; Jana Endruschat, Filmverband Sachsen; Sabine Scholze, Dramaturgin, Autorin; Ines Wolter, Chemnitzer Filmwerkstatt
Begründung: Inhaltlich haben bei diesem Film aus dem Melnitza Studio der amerikanische Filmklassiker der „Zauberer von Oz“ und die Smaragdenstadtbücher von Sergej Wolkow Pate gestanden. Wir finden die Personage der filmischen Vorlagen komplett in diesem Film wieder, der sich aber nicht beschränkt zu zitieren, sondern der seinen Figuren ein eigenständiges und abenteuerliches Sein zugesteht. So ist ein in sich und rundum gelungener Animationsfilm entstanden, der mit allen künstlerischen und technischen Möglichkeiten des Genres spielt und sie perfekt einsetzt. Der Spannungsbogen der Handlung und die visuelle Gestaltung überzeugen nicht nur ein jugendliches Publikum.
Weitere Preise
Preis der Europäischen Kinderfilmvereinigung ECFA:
AMELIE RENNT | Deutschland, Italien 2017 | Regie: Tobias Wiemann
ECFA-Jury: Mia Desroches, Montréal; Rok Govednik, Ljubljana; Prof. Dr. Cecile Sandten, Chemnitz
Begründung: Wir vergeben den Preis an „Amelie rennt“, da wir in diesem Film eine wunderschöne Geschichte vorfinden – versehen mit vielen witzigen Dialogen – die auf besondere Weise wichtige Themen wie das Problem mit einer lebensbedrohlichen chronischen Krankheit wie Asthma, Trennung der Eltern, Freundschaft, Vertrauen und den Glauben an die eigene Stärke zeigt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung von Amelies Mut, sich das Recht zu erkämpfen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Aber es ist nicht nur der Mut, den der Film herausstellt, sondern die Idee, nach einer Extremsituation sich endlich zu öffnen – gegenüber Freunden, der Familie und dem Klinik-Personal, um Hilfe annehmen zu können. Aspekte, die den Film als besonders wertvoll für Kinder und junge Erwachsene machen. Es gibt den Moment des Lernens bei Amelie, der inspiriert, aber nicht klischeehaft, ehrlich ist, aber nicht kitschig dargestellt ist.
Preis der FIPRESCI-Jury:
FARBEN DER UNSCHULD | Indien 2016 | Regie: Manas Mukul Pal
FIPRESCI-Jury: Bettina Hirsch, Berlin; Viera Langerová, Prag; Iryna Marholina, St. Petersburg
Begründung: Der Regisseur Manas Mukul Pal zeichnet ein poetisches Bild einer armen Familie, in welchem der zehnjährige Gopal mit seinem jüngeren Bruder mutig versucht, der Familie nach einem Schicksalsschlag aus einer schwierigen Situation zu helfen. Was uns sehr berührt hat, ist, dass der Film zeigt, wie, im Gegensatz zu unserer mitteleuropäischen Welt, Kinderschicksale auch aussehen können.
Preis der Ökumenischen Jury:
AUF RÄDERN | Brasilien 2017 | Regie: Mauro D’Addio
Ökumenische Jury: Reinhard Middel, Frankfurt am Main; Astrid Skov-Jakobsen, Hellerup; Dr. Ingrid Stapf, Berlin
Begründung: Auf Rädern begleitet mit eindrucksvollen Bildern die Klassenkameraden Lucas und Lais auf einer Entdeckungsreise durch die staubigen Straßen des ländlichen Brasiliens. Dabei finden sie etwas anderes, als sie gesucht haben. Eine wachsende Freundschaft stärkt sie darin, ihren Herausforderungen mit mehr Selbstvertrauen und Mut zu begegnen. Lucas wird auch weiterhin nicht laufen können und Lais ihren Vater nicht kennenlernen, aber auf ihrem Weg wachsen sie über sich selbst hinaus. Mit Leichtigkeit erzählt, bietet dieser Film Heranwachsenden zwei gleichermaßen starke Charaktere und eine hoffnungsvolle Botschaft über die Wichtigkeit von Freundschaft und Resilienz angesichts der Widrigkeiten des Lebens.
Lobende Erwähnung: Zuckersand
Lichtenauer Publikumspreis:
Die blaue Tür | Polen 2016 | Regie: Mariusz Palej
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